Workshop
Mittwoch, 27.4.2011, 18h

Deregulation and the Global Financial Crisis

Mit Beiträgen von Eduardo Canedo, Princeton/NJ; Dieter Plehwe, Berlin.
 
Die Deregulierung wurde lange Zeit als wirtschaftspolitisches Wundermittel angepriesen. Sie sollte Märkte öffnen und verkrusteten Widerstand aus staatlich geschützten Wirtschaftszweigen und Gewerkschaften aufbrechen. Heute gilt die Deregulierung vielen als Teufelswerk und Hauptursache der globalen Finanzkrise. Ein Blick auf die geistesgeschichtlichen Wurzeln und die internationale Verbreitungsgeschichte dieser Politik ergibt jedoch ein komplexeres Bild. So entstand die Deregulierungsbewegung in den Vereinigten Staaten an der Schnittstelle zwischen der wirtschaftsliberalen Chicagoer Schule und der Verbraucherschutzbewegung. Eine wichtige Rolle spielten auch Netzwerke aus Forschern, Beratern und Interessenvertretern, die sich gemeinsam für neoliberale Politik einsetzten. Eine neue Generation engagierter Think Tanks, die mit der Mont Pèlerin Society verbunden waren, trug schließlich zur Globalisierung der Deregulierung bei.

 
Im Anschluss:
20 Uhr Filmvorführung
Inside Job – Deutsche Erstaufführung in Anwesenheit des Drehbuchautors Chad Beck
Ort: Filmmuseum Potsdam, Breite Straße 1, 14467 Potsdam
 
Der Film analysiert die Hintergründe der schlimmsten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise in den späten zwanziger Jahren. Weltweit wurden Kosten von über 15 Trillionen Euro verursacht, Millionen Menschen verloren ihre Arbeit. Schlüsselfiguren aus Finanzwelt, Politik, Medien und Wirtschaftswissenschaften beleuchten in dem in Island, England, Frankreich, Singapur, China und den USA gedrehten Film den Aufstieg einer skrupellosen und korrumpierenden Industrie. Hintergrundsprecher ist Matt Damon. Der Film hat 2011 den Oscar als bester Dokumentarfilm gewonnen.

 

Eduardo Canedo unterrichtet Geschichte an der Princeton University und ist dort Cotsen Postdoctoral Fellow an der Society of Fellows. Er promovierte als Historiker an der Columbia University über die Deregulierungsbewegung in den USA.
 
Dieter Plehwe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung „Internationalisierung und Organisation“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Promotion 1997 in Marburg über Deregulierung und transnationale Integration in Nordamerika. Er hat Soziologie und Politikwissenschaften an der Yale University unterrichtet und war Gastprofessor an der Universität Wien. Jüngste Buchveröffentlichung: The Road from Mont Pèlerin (Harvard University Press 2009, Hrsg. mit Philip Mirowski).
 
Chad Beck lebt als Filmemacher in New York. Er hat als Drehbuch-Koautor und Editor an Inside Job mitgewirkt und dafür mehrere Auszeichnungen erhalten. Unter den zahlreichen Filmen, die er als Editor mitgestaltete, war auch No End In Sight, eine Dokumentation über die US-amerikanische Besatzung des Irak, die 2008 für einen Oscar nominiert wurde.

Veranstaltung teilweise in englischer Sprache