Vortrag
Donnerstag, 13.5.2004, 19h

Boris Groys

Professor für Kunstwissenschaft, Philosophie und Medientheorie Staatliche Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe

Zurück aus der Zukunft

Die Kultur des Postkommunismus

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Thomas Macho, Berlin

Das Ende des utopischen Zeitalters – dies haben Politiker wie Intellektuelle vor gut zehn Jahren nach dem Zusammenbruch des Sozialismus verkündet und damit breite Zustimmung gefunden. Die antikapitalistische Utopie schien unmöglich geworden zu sein, eine Alternative zum westlichen System undenkbar. Die Oase der Zukunft, als welche sich die Sowjetunion verstanden hat, ist ausgetrocknet. Was folgt daraus für die postkommunistischen Gesellschaften? Wird die Marktwirtschaft zum einzigen Gegenstand des utopischen Konzepts oder bergen die osteuropäischen Kulturen andere, dem Westen unbekannte Potentiale? Bieten künstlerische Entwürfe einen Ausblick auf eine neue Welt, die auf dem postkommunistischen Experimentierfeld der Geschichte entstehen könnte?

Boris Groys wurde 1947 in Berlin (Ost) geboren. Er studierte Philosophie und Mathematik an der Leningrader Universität und war von 1976–1981 an verschiedenen wissenschaftlichen Instituten in Leningrad und Moskau tätig. 1981 erfolgte die Übersiedelung in die Bundesrepublik Deutschland. Neben intensiver Tätigkeit als Kurator, Autor und Kritiker ist Boris Groys seit 1994 Professor an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen: Gesamtkunstwerk Stalin (1988); Zeitgenössische Kunst aus Moskau – Von der Neo-Avantgarde zum Post-Stalinismus (1991) sowie Unter Verdacht. Eine Phänomenologie der Medien (2000).