Lecture
Saturday, Dec 13, 2003, 10:00 AM

Eva Illouz

The Stability of Volatility: Imagination, Emotion, and Consumption

Konsum beruht auf einem Paradox. Er übt eine beträchtliche Macht aus, denn er kurbelt die Produktion an, er lockt die Arbeiter in die Arena des Kapitalismus, gibt dem Wohlfahrtsstaat seine Legitimation, erzeugt Wohlstand und Vollbeschäftigung, organisiert Lifestyle-Gruppen, transformiert die Kultur, und dennoch: Diese Kraft speist sich aus dem Begehren der Verbraucher, Wünschen, die wie Sanddünen ständig in Bewegung sind. Das Paradox ruht im Herzen der Konsumkultur. Das Verständnis dieser Dynamik ist eine der wichtigsten Aufgaben der Soziologie des Konsums.
Vor allem der scheinbare Widerspruch zwischen der Unbeständigkeit und Flüchtigkeit der Konsumentenwünsche und der außerordentlich soliden ökonomischen Verfassung des Konsumsphäre bedarf der Erklärung. Die beiden Aspekte sind aber keineswegs widersprüchlich, sie sind vielmehr eng miteinander verzahnt. Ich behaupte, dass dieses scheinbare Paradox – “die Beständigkeit des Flüchtigen” – sich auflöst, wenn man die emotionale Dynamik des Konsums untersucht. Gefühle sind ein wesentlicher, wenn auch nicht anerkannter Bestandteil der Dynamik des Konsums und konstituieren den selbsterhaltenden Mechanismus des sich ständig bewegenden kulturellen Sands des Konsums.
Der Vortrag hat zwei Anliegen: Zum einen soll er zeigen, dass der Begriff “Emotion” einen großen Beitrag zu unserem Verständnis des Konsums beitragen kann. Das Ziel ist es dabei nicht nur zu zeigen, dass der Terminus “Emotion” erkenntnisreich sein kann für eine Soziologie des Konsums, sondern auch, dass diese Soziologie sich unbewusst schon seit langem mit Gefühlen beschäftigt hat. Indem ich diese analytische Kategorie herausarbeite, hoffe ich zeigen zu können, dass die Soziologie des Konsums auch eine Soziologie der Emotionen ist. Das zweite Ziel des Vortrags ist es, einige vorläufige Thesen zum Problem der Beständigkeit des Flüchtigen anzubieten, jenes Problems, das im Herzen des Konsums ist, und zu zeigen, dass die Kategorie “Emotion”, auch wenn sie das Problem nicht lösen kann, so doch wenigstens einige nützliche Wege aufzeigen kann, um zu beginnen, über das Problem nachzudenken.

Eva Illouz ist Senior Lecturer of Sociology an der Hebrew University of Jerusalem. Sie studierte in Paris, Jerusalem und Philadelphia. Promotion an The Annenberg School of Communication.
Ausgewählte Publikationen:
* Consuming The Romantic Utopia. Love and the Cultural Contradictions of Capitalism, 1997 (Deutsch als: Der Konsum der Romantik. Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus, Frankfurt am Main 2003).
* Oprah Winfrey and the Glamour of Misery, 2003.