Vortrag
Samstag, 22.6.2019, 11:00h

Jan Plamper

Migration, Nation und neue Gedenkpraktiken in Deutschland

Wie sehen die Geschichte und die Zukunft der Gedenkpraktiken im Einwanderungsland Deutschland aus? Zur Beantwortung dieser Frage sollen zunächst die gängigen Konzeptionen von „Nation“ diskutiert und um einen eigenen Vorschlag ergänzt werden. Dieser Vorschlag ähnelt dem Salatschüssel-Modell, das in den USA der 1960er Jahre das Schmelztiegel-Modell abgelöst hat. Danach schließen sich Partikularidentitäten und die Zugehörigkeit zum Kollektiv der deutschen Staatsbürgernation nicht aus. Die Wertschätzung etwa der syrischen Herkunftskultur und die Förderung der arabischen Sprache können dann mit einer deutschen Staatsbürgerschaft einhergehen. Braucht solch ein Modell aber auch eine emotionale Dimension, und wenn ja: Wie tragen zum Beispiel Symbole und Rituale des historischen Gedenkens dazu bei? Wie könnten sie konkret aussehen?

Jan Plamper ist Professor für Geschichte am Londoner Goldsmiths College und derzeit Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald. Er forscht zu Osteuropa-, Emotions-, Sinnes- und Migrationsgeschichte. Seine wichtigsten Buchveröffentlichungen sind Das neue Wir. Warum Migration dazugehört: Eine andere Geschichte der Deutschen (2019); Geschichte und Gefühl. Grundlagen der Emotionsgeschichte (2012) und The Stalin Cult. A Study in the Alchemy of Power (2012).