Vortrag
Donnerstag, 18.6.2015, 19h

Meinard Kuhlmann

Leiter des Arbeitsbereichs Wissenschaftsphilosophie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Jenseits von Teilchen und Feldern. Das Mobiliar der Quantenwelt

Gesprächsleitung: Thomas Naumann, Zeuthen b. Berlin

Die Quantenfeldtheorie liefert die Sprache, mit der die heutige Physik die grundlegenden Bestandteile unserer materiellen Welt beschreibt. Aber welches Bild entwirft sie von den fundamentalen „Bausteinen“? In den traditionellen Antworten sind Teilchen und Felder die Hauptkandidaten, oder eine Kombination dieser beiden Konzeptionen. Im Vortrag werde ich zeigen, warum keine dieser Antworten haltbar ist, da wesentliche Charakteristika von Teilchen wie von Feldern in der Quantenwelt verloren gehen. Um einer Lösung näher zu kommen, werde ich zunächst der Frage nachgehen, wie sich physikalische Theorien auf die Wirklichkeit beziehen. Auf dieser Grundlage werde ich die aktuell vieldiskutierte Position des „ontischen Strukturenrealismus“ untersuchen, wonach Strukturen die fundamentalen Gegenstände sind. Schließlich stelle ich eine alternative Interpretation vor, nach der die fundamentalen Bestandteile realisierte Eigenschaften, sogenannte „Tropen“ sind und Dinge als Bündel von Tropen analysiert werden.

Meinard Kuhlmann vertritt die Professur und leitet den Arbeitsbereich Wissenschaftsphilosophie an der Universität Mainz. Nach dem Studium der Physik und der Philosophie forschte er unter anderem an den Universitäten Bremen, Oxford, Chicago und Pittsburgh. Seit 2012 ist er Sprecher der Arbeitsgemeinschaft »Philosophie der Physik« der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.

Thomas Naumann leitet die Gruppe Teilchenphysik am DESY in Zeuthen und arbeitet beim ATLAS-Experiment am Beschleuniger LHC des CERN. Zugleich lehrt er Physik an der Universität Leipzig.