Vortrag
Samstag, 8.12.2018, 15:00h

Petra Boden

Heidelberger Zement. Vom langen Halt einer frühen Mischung

Keine andere Forschungsgruppe hat so lange existiert wie Poetik und Hermeneutik, länger als dreißig Jahre, und noch heute kennt man ihren Namen, kennt man ihre führenden Mitglieder. Wenn man bedenkt, wie schnell in den Geisteswissenschaften die Moden und Trends wechseln, wie kurzlebig universitär etablierte, projektförmige und drittmittelgeförderte Arbeitszusammenhänge im Normalfall sind, stellen sich sofort Fragen nach dem Warum dieses Ausnahmefalls. Was hält diese Gruppe für die Dauer einer ganzen Generation zusammen? Welche Rolle spielen hierbei früh geknüpfte Freundschaftsbeziehungen? Immerhin kannten etliche Mitglieder der Gruppe einander schon aus ihrer Studienzeit in Heidelberg, wo sie sich in studentischen Verbindungen wie Semper Apertus engagierten. Wie verhalten sich Freundschaften in einer Forschungsgruppe zu uns geläufigen Formen von Kollegialität, zu Kooperation in Projekten, zu Netzwerken bzw. Seilschaften? Wie lässt sich hier unterscheiden?

Petra Boden studierte Germanistik und Anglistik an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte dort mit einer Arbeit zur Geschichte der Berliner Germanistik in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR arbeitete sie zur deutschen Literatur und Geschichte der Literaturwissenschaft des 19. Jahrhunderts, seit 1991 in DFG-geförderten Projekten zur Wissenschaftsgeschichte der Geisteswissenschaften, zuletzt am Deutschen Literaturarchiv in Marbach zur Geschichte der Forschungsgruppe Poetik und Hermeneutik.
Ausgewählte neuere Publikationen: Geisteswissenschaften und Gesellschaft (Mit-Hrsg. 2003); Modernisierung ohne Moderne. Das Zentralinstitut für Literaturgeschichte an der Akademie der Wissenschaften der DDR (1969–1991) (Mit-Hrsg. 2004); Populäres Wissen im medialen Wandel seit 1850 (Mit-Hrsg. 2009); So viel Wende war nie. Zur Geschichte des Projekts „Ästhetische Grundbegriffe” (2014); Poetik und Hermeneutik im Rückblick (Mit-Hrsg. 2016).