Vortrag
Samstag, 17.12.2016, 15h

Karlheinz Lüdeking

Professor für Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft, Universität der Künste, Berlin

„Blick“, „Fleck“ und „Schirm“ (erläutert anhand eines Gemäldes aus dem Besitz von Lacan)

Die drei Begriffe, die im Titel dieses Beitrags genannt werden, stehen im Zentrum der Überlegungen, die Jacques Lacan – im Anschluss an Caillois, Merleau-Ponty und Sartre – zum Problem des Sehens und Gesehen-Werdens angestellt hat. Lacan hat sich mit diesem Problem intensiv in einem Seminar beschäftigt, das er 1964 abgehalten hat. Neun Jahre nach 1964, also 1973, wurde eine Mitschrift unter dem Titel Les quatre concepts fondamentaux de la psychanalyse publiziert, die mittlerweile zu den bekanntesten Veröffentlichungen Lacans zählt. Weniger bekannt ist, dass Lacan neun Jahre vor 1964, also 1955, ein Gemälde erwarb, das geradezu prädestiniert zu sein scheint, eine Analyse der Verstrickung des Subjekts in den komplexen Strukturen des Visuellen zu provozieren. Der Vortrag wird das Gemälde als paradigmatisches Beispiel für Lacans Theorie des Sichtbaren zu deuten versuchen.

Karlheinz Lüdeking studierte zunächst Bildende Kunst für das Lehramt und wurde 1975 zum Meisterschüler ernannt. Nach dem ersten und zweiten Staatsexamen und einem weiteren Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik wurde er 1985 bei Ernst Tugendhat im Fach Philosophie promoviert. Die Habilitation mit einer venia legendi für Kunstwissenschaft erfolgte 1993. Im selben Jahr war er Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Nach einigen Gast- und Vertretungsprofessuren wurde er 1997 ordentlicher Professor für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, wo er von 1998 bis 2001 auch das Amt des Präsidenten übernahm. 2002 verbrachte er ein halbes Jahr als Visiting Member am Institute for Advanced Study in Princeton. Seit 2004 lehrt er Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin. Sein Schwerpunkt liegt dabei in der Kunst und der Kunsttheorie des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart.
Schriften (Auswahl): Grenzen des Sichtbaren (2006); als Herausgeber: Clement Greenberg. Die Essenz der Moderne. Ausgewählte Essays und Kritiken (1997; erweiterte Neuauflage 2009); Analytische Philosophie der Kunst (1988; erweiterte Neuauflage 1998).

Ein Vortrag im Rahmen der Tagung Ansichtssachen. Über das Sehen