Vortrag
Mittwoch, 29.6.2011, 19h

James Wood

Professor of the Practice of Literary Criticism, Harvard University, Cambridge, Mass.

The Novel and the New Atheism

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Susan Neiman, Potsdam

In letzter Zeit ist der Glaube an die Existenz Gottes wieder hart umkämpft. Die beiden gegnerischen Lager sind die Fundamentalisten und die Evangelikalen auf der einen Seite und militante Atheisten (die Anhänger des so genannten New Atheism) auf der anderen. Unglücklicherweise zeigt der New Atheism nur das Spiegelbild des fanatisch-religiösen Glaubens. Keine der beiden Seiten hat ein Interesse an den vielen Schattierungen des Glaubens und Unglaubens, die zwischen diesen beiden Extremen liegen. Vielleicht kann der Roman, jene säkularste aller literarischen Formen, diese Fragen zu verhandeln helfen, denn Erzählungen zeigen uns, dass ein Glaube keine feste, unerschütterliche Position ist, sondern eine Art zu leben. Erzählungen inszenieren auch die Lücken in unserem Glauben, die Unterbrechungen und Widersprüche. Zudem haben viele moderne Schriftsteller seit etwa 1830 immer wieder mit ihrem eigenen Glauben und Unglauben gekämpft, zum Beispiel Herman Melville (der an Gott zu glauben fast so schwierig fand wie nicht an ihn zu glauben), Fjodor Dostojewski, George Eliot (die Feuerbach und David Friedrich Strauss ins Englische übersetzt hat), Jens Peter Jacobsen (der Darwin ins Dänische übertrug) und Lew Tolstoi (der seine eigene Form des Christentums erfand, in der die Frage nach der Göttlichkeit Jesu irrelevant war). Die alten und neuen theologischen Probleme dieser Autoren werden ebenso Gegenstand des Vortrags sein wie die einiger Schriftsteller des 20. Jahrhunderts: Camus, Beckett, Coetzee und José Saramago.

James Wood has been a staff writer and book critic at The New Yorker since 2007. He was the chief literary critic at the Guardian, in London, from 1992 to 1995, and a senior editor at The New Republic from 1995 to 2007. His critical essays have been collected in two volumes, The Broken Estate: Essays on Literature and Belief (1999) and The Irresponsible Self: On Laughter and the Novel (2004), the latter of which was a finalist for the National Book Critics Circle Award. He is also the author of a novel, The Book Against God (2003), and a study of technique in the novel, How Fiction Works (2008). He lives in Boston, and teaches half time at Harvard University, where he is Professor of the Practice of Literary Criticism. In 2008, Wood was named one of the top 30 critics in the world by The Economist (Intelligent Life).

Veranstaltung in englischer Sprache