Podiumsdiskussion
Freitag, 18.1.2013, 19h

Tanıl Bora, Anetta Kahane

Rechtsterror in Europa. Zum Gedenken an Hrant Dink, Anastassija Baburowa und Stanislaw Markelow

im Gespräch mit Dr. Mischa Gabowitsch, Potsdam

Am 19. Januar jährt sich zum sechsten Mal der Mord an dem armenisch-türkischen Journalisten Hrant Dink, der in Istanbul auf offener Straße von einem jungen türkischen Ultranationalisten erschossen wurde.
Am 19. Januar jährt sich zum vierten Mal der Mord an der Journalistin Anastassija Baburowa und dem Anwalt Stanislaw Markelow, die in Moskau auf offener Straße von russischen Ultranationalisten erschossen wurden.
In der Türkei wie in Russland ist der 19. Januar inzwischen der Tag des Gedenkens an die Opfer nationalistischen Terrors.
Ob Anders Breivik oder die Zwickauer Zelle – rechtsradikale Mordanschläge in Westeuropa werden selten in einem internationalen Kontext gesehen, geschweige denn mit ähnlichen Morden an Europas nord- und südöstlicher Peripherie in Verbindung gebracht.
Können wir aus dem Vergleich etwas lernen? Was ist der Zusammenhang zwischen dem nationalstaatlichen Gefüge in Europa, salonfähiger Überfremdungsangst und rechtem Terror? Und warum kennt in Deutschland – anders als in der Türkei oder in Russland – jeder die Namen der Täter, aber nur wenige die Namen ihrer Opfer?

Tanıl Bora arbeitet neben seiner Lehrtätigkeit für Politikwissenschaft an der Universität Ankara als Verleger für Sachbücher im Verlag İletişim (Kommunikation). Er ist außerdem Mitherausgeber der linken Monatszeitschrift Birikim (Akkumulation) und Chefredakteur von Toplum ve Bilim (Gesellschaft und Wissenschaft), einer drei Mal im Jahr erscheinenden Zeitschrift für Sozialwissenschaften.
 
Anetta Kahane war die erste und einzige Ostberliner Ausländerbeauftragte. Sie gründete die Regionalen Arbeitsstellen für Ausländerfragen. Die von ihr geleitete Stiftung, die Projekte gegen Rassismus und Ausgrenzung fördert, ist nach dem angolanischen Arbeiter Amadeu Antonio Kiowa benannt, der am 6. Dezember 1990 in Eberswalde zum Opfer eines rassistischen Mordes wurde.

Mischa Gabowitsch ist wissenschaftlicher Referent am Einstein Forum.