Vortrag
Mittwoch, 30.6.2010, 19h

Wolfgang Gessner

Professor für Psychologie und Philosophie, Fachhochschule Nordwestschweiz, Olten; Assoziierter Fellow, Collegium Helveticum, Zürich

Homo Sapiens Version 2: Visionen der Androidenrobotik

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Dieter Mersch, Potsdam

Die Entwicklung der kognitiven Emotionstheorie dürfte eines der letzten Refugien einer romantischen Sicht des Menschen attackieren. Sie bestimmt nämlich Emotionen und das durch sie beeinflusste Bewusstsein nicht mehr essentialistisch, sondern funktional als relativ starre und dabei effektive Reaktionsmechanismen auf Standardsituationen. Damit scheint es möglich, Roboter mit einer mentalen Architektur auszustatten, die der des Menschen ähnelt und folglich eine Kooperation mit ihm ermöglicht. Zugleich gerät auf diese Weise die technologische Rekonstruktion von Subjektivität und Personalität auf einer nichtbiologischen, d.h. technischen Basis in den Blick.
Werden Roboter als emotionsanaloge, kognitive und aktionale Wesen Korrekturen am überkommenen, idealisierten Selbstbild des Menschen erzwingen und ihm damit eine weitere Kränkung zufügen? Diese Frage kann zwar mit dem Verweis auf die organismische Evolution des Lebens abgemildert werden. Dennoch dürften die technischen Entwicklungen einen grundlegenden neuen Schritt in einer technologischen Evolution darstellen und daher mit der organismischen in Konkurrenz treten.