Lecture
Wednesday, Jul 1, 2015, 7 PM

Heinrich August Winkler

Professor em. für Neueste Geschichte, Humboldt-Universität zu Berlin

Europäische oder westliche Werte? Gedanken über ein unvollendetes Projekt

Gesprächsleitung: Winfried Sträter, Berlin

In diesem Frühjahr ist der vierte und letzte Teil von Heinrich August Winklers Geschichte des Westens erschienen. In den ersten drei Bänden hat er diese Geschichte von den Anfängen in der Antike bis zum Mauerfall 1989 verfolgt. Der letzte Band, Die Zeit der Gegenwart, reicht nun bis ins Jahr 2014. Ausgangspunkt, Leitmotiv und Fluchtpunkt dieses großen Überblicks ist die Frage nach dem, was Winkler »das normative Projekt des Westens« nennt: nach den Werten und Maßstäben, die sich in dem »lateinischen« Teil Europas über Jahrhunderte hinweg entwickelt und in den amerikanischen und französischen Menschenrechtserklärungen ihren klassischen Ausdruck gefunden haben. Die Geschichte des Okzidents ist seitdem eine Abfolge von Kämpfen um die Aneignung oder Verwerfung dieser Menschenrechtsideen. Sie ist aber auch die Geschichte von Verstößen gegen die eigenen Werte und eine der permanenten Selbstkorrektur und produktiven Selbstkritik.
Heinrich August Winkler wird rückblickend über die Arbeit an dieser Geschichte berichten und über den Stellenwert dieses unvollendeten Projekts nachdenken. Zum Abschluss liest er eine Passage aus seinem Buch.

Heinrich August Winkler, geboren 1938 in Königsberg, studierte Geschichte, Philosophie und öffentliches Recht in Tübingen, Münster und Heidelberg. Er habilitierte sich 1970 an der Freien Universität Berlin und war zunächst dort, danach von 1972-1991 Professor in Freiburg. Von 1991 bis zu seiner Emeritierung 2007 war er Professor für Neueste Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Neuere Veröffentlichungen u.a.: Der lange Weg nach Westen (2 Bde., 2000); Auf ewig in Hitlers Schatten? Über die Deutschen und ihre Geschichte (2007).

Winfried Sträter, geboren 1957, ist Historiker und Redakteur beim Deutschlandradio Kultur.