Vortrag
Mittwoch, 23.5.2012, 15h

Lutz Kirchenwitz

Die Hootenanny oder das Hootenanny? Amerikanische Folkmusik in der DDR und der BRD

Woody Guthrie und die Almanac Singers veranstalteten Anfang der 40er Jahre in New York zwanglose Konzerte, die sie Hootenannys nannten. Der Begriff bürgerte sich ein und verbreitete sich auch international.
In der DDR veranstaltete der kanadische Folksänger Perry Friedman ab 1960 Hootenannys, und 1966 wurden mehrere Hootenanny-Klubs gegründet. Als 1967 dogmatische Kulturfunktionäre eine Kampagne gegen »Anglizismen« starteten, benannte sich der Berliner Hootenanny-Klub in Oktoberklub um und wurde zum Flaggschiff einer breiten Liedbewegung.
Anfang der 60er Jahre setzte in den USA ein Folk Revival ein und verbreitete sich weltweit. Um 1965/66 hatte die neue Songwelle einen ersten Höhepunkt in der BRD. Folksong und Hootenanny wurden Geburtshelfer bei der Wiederentdeckung demokratischer deutscher Liedtraditionen und der Geburt eines neuen deutschen Liedes.

Lutz Kirchenwitz studierte an der Humboldt-Universität Kulturwissenschaften und arbeitete unter anderem im Jugendveranstaltungszentrum Haus der jungen Talente in der Klosterstraße in Mitte und später an der Musikhochschule Hans Eisler. Dort lehrte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter Kulturtheorie und Ästhetik. Er ist Autor des Buches Folk, Chanson und Liedermacher in der DDR (Dietz Verlag Berlin) und ist seit der Gründung 1991 Vorsitzender des Vereins Lied und Soziale Bewegung sowie Leiter des Festivals Musik und Politik.