Vortrag
Dienstag, 21.1.2020, 19:00h

Bettina Stangneth, Willi Winkler

die Hamburger Philosophin Bettina Stangneth im Gespräch mit Willi Winkler, Journalist und Autor, München

Das braune Netz

Vermutlich ist es die beliebteste deutsche Gute-Nacht-Geschichte, das Märchen von der ungenannten Fee, die am 8. Mai 1945 die Uhren für die Deutschen zurückstellte. Zwar hat sich inzwischen durchaus herumgesprochen, dass einiges an der “Stunde Null” nicht stimmen kann. Aber warum wollen wir es nicht genauer wissen? Es geht doch um nicht weniger als die Frage, wie Demokratie möglich wurde. Willi Winkler erforscht seit vielen Jahren die Nachkriegskarrieren von Nationalsozialisten. Wenn er Recht hat, wenn die Bundesrepublik wirklich von Nazis zum Erfolg geführt wurde, dann ist die wichtigste Frage bisher nicht diskutiert: Wie geht man mit diesem moralischen Skandal um? Wie hoch ist der Preis für gelingende Integration?
Der Sachbuchautor und Journalist Willi Winkler und die Philosophin Bettina Stangneth sprechen über die allzu gern vergessene Wiederermächtigung der Falschen unter dem Banner des Richtigen — vorgestern, gestern und heute.

Willi Winkler hat in München und St.Louis (USA) studiert, Bücher von John Updike, Anthony Burgess, Saul Bellow und vielen anderen übersetzt, für die Zeit und den Spiegel gewirkt und schreibt heute für die Süddeutsche Zeitung. Vor allem ist er Autor von Sachbüchern zu links- und rechtsradikalem Terrorismus und Verfasser von Biografien, u.a. von Karl Philipp Moritz, Bob Dylan und Martin Luther. Zur Geschichte der jungen Bundesrepublik erschien 2018 Das braune Netz (Rowohlt Berlin).

Bettina Stangneth hat in Hamburg Philosophie studiert, mit der Kultur der Aufrichtigkeit über Immanuel Kant promoviert, zur nationalsozialistischen Philosophie gearbeitet, Immanuel Kant und Marcus Herz herausgegeben und über Adolf Eichmann geschrieben. Die unabhängige Philosophin lebt in Hamburg. 2018 erschien mit Hässliches Denken der letzte Band Ihrer Trilogie zur Kritik der dialogischen Vernunft (Rowohlt Hamburg).