Vortrag
Freitag, 13.12.2013, 15:15h

Mădălina Diaconu

Bekömmlichkeit, Bedürftigkeit, Bescheidenheit. Vom Umgang mit den Grenzen des Geschmacks

Der Leitspruch der Aufklärung Sapere aude! rief nicht nur zum selbstständigen Denken auf, sondern markierte auch den Beginn der Befreiung des Essens durch die Fortschritte der Medizin, die Industrialisierung der Lebensmittelproduktion und die Säkularisierung. Im Zeitalter des Konsums wird nun aber die Verletzlichkeit des Körpers gerne verdrängt, das Gefühl des Sattwerdens entartet in Unersättlichkeit als gesellschaftliche Grundstimmung und dem Hedonismus wird unkritisch als Massenphilosophie gehuldigt. Die Grenzen des Geschmackssinns – Krankheit, Not und die Sinnlosigkeit eines zum Fest gewordenen Alltags (abgesehen von seiner immanenten Grenze des Ekels) – sind jedoch nicht einfach verschwunden. Die Triade der Bekömmlichkeit, Bedürftigkeit und Bescheidenheit (oder Enthaltsamkeit) kontextualisiert die Faktizität des Menschen im Bereich der Leiblichkeit, der Gesellschaft und des Verhältnisses zur Transzendenz.

Mădălina Diaconu studierte Philosophie in Bukarest (PhD 1996) und Wien (PhD 1998). Seit 2005 ist sie Privatdozentin für Philosophie an der Universität Wien. 2007–2010 Projektleiterin des Forschungsprojektes Tast- und Duftdesign. Ressourcen für die Kreativwirtschaft in Wien. Durchführung von Forschungsprojekten an der Akademie der Bildenden Künste Wien und an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Redaktionsmitglied der Studia Phaenomenologica und von polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren. Mitglied des Editorial Advisory Board von The Senses & Society und Contemporary Aesthetics. Zahlreiche Publikationen zur Philosophie der Sinne: De gustibus. Breviar de gastrosofie (2013); Sinnesraum Stadt. Eine multisensorische Anthropologie (2012); Tasten, Riechen, Schmecken. Eine Ästhetik der anästhesierten Sinne (2005); als Mitherausgeberin: Sensorisches Labor Wien. Urbane Haptik- und Geruchsforschung (2011); Senses and the City. An Interdisciplinary Approach to Urban Sensescapes (2011). Zuletzt erschien: Phänomenologie der Sinne (Reclam, 2013).