Vortrag
Samstag, 24.4.2010, 17:30h

Philipp Stoellger

Theologe und Religionsphilosoph, Rostock

Babel oder die Versöhnung?

Metropolis, die Mutter aller Städte, ist eine mythische Größe, wie Babylon mit seinem gefallenen Turm. Die Maschinen als Moloch, der ‚Golem’ (die verdoppelte Maria), in der sich Babylon als ’Maschinenhure’ verkörpert, und apokalyptisch übersteigert das ‚apokalyptische Tier’ – alles ist voll von finsteren Figuren Der filmische Sündenfall von der Höhe der Kunst in die Niederungen finaler Versöhnung, frommer Sinnsprüche („Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein“) und schwüler Marienfrömmigkeit wirft die quälende Frage auf, was das soll? Braucht der Film Versöhnung, und wenn ja, warum, oder warum besser nicht? Das Problem historisch oder ‚literarkritisch’ zu lösen in Schichten und Beteiligungen, wäre eine zu leichte Lösung, eine Erlösung, die wiederholt, was sie loswerden will. Stattdessen soll versucht werden, die schräge Spannung von Dis- und Eutopie des Films zu verstehen in seiner ‚Endgestalt’ und ‚kanonischen Form’. Es scheint, als würden hier zwei Versionen des Postpolitischen konvergieren: die Entdifferenzierung von Politik und Ökonomie im Maschinenstaat mit der lieblichen Einigung der ‚Klassen’. Alles wird gut? Kann man da anders als zögern – I would prefer not to …?

Philipp Stoellger, studierte evangelische Theologie und Philosophie in Göttingen, Tübingen und Frankfurt am Main, war zunächst Oberassistent an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich, dann Geschäftsführender Oberassistent des Instituts für Hermeneutik und ist seit 2007 Professor für systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Universität Rostock. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter Metapher und Lebenswelt. Hans Blumenbergs Metaphorologie als Lebenswelthermeneutik und ihr religions-phänomenologischer Horizont, 2000 und Passivität aus Passion. Zur Problemgeschichte einer categoria non grata, 2010.